Montag, 24. Juni 2013

Mission Gamma II: Dieser graue Geist

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Buchbesprechung Jarman, Heather: Mission Gamma II: Dieser graue Geist. Cross Cult, 2002/ 2011.


Story: Auf Deep Space 9 kommt es dieser Tage zum großen diplomatischen Showdown. Auf der einen Seite die Bajoraner, die nun endlich den aufgeschobenen Föderationsbeitritt umsetzen wollen. Auf der anderen Seite die Föderation, die kritisch jedes einzelne Haar in der Suppe zu finden gedenkt und mit Adleraugen auf Verfehlungen des bajoranischen Volkes lauert.
Als ob das noch nicht genug wäre, künden sich just in diesem Moment illustre zusätzliche Gäste an, die das Duell zu einer menage á trois mutieren lassen: Die Cardassianer tauchen im Fahrwasser des umtriebigen Dukat-Doppelgängers Gul Macet auf und sorgen für ein großes Tohuwabohu auf ihrer ehemaligen Station.
Derweil strandet der rüstige erste Offzier Elias Vaughn im Gamma-Quadranten. Eine Falle aus Nanobots legt die Schiffssysteme der Defiant lahm. Glücklicherweise werden sie von einer amphibisch anmutenden Spezies namens Yrythny gerettet, die ihnen auch die Möglichkeit bietet, die beschädigten Sektionen in ihrer Heimat zu beheben. Doch die Crew gerät damit nicht nur zwischen die Fronten eines bewaffneten Konflikts zweier verschiedener Spezies, sondern auch in Reichweite eines schwelenden Bürgerkrieges, der laut einer alten Prophezeiung lediglich von Ezri Dax verhindert werden kann.

Lobenswerte Aspekte: Auf der Buchrückseite steht es orange auf schwarz: "Unerforschte Gebiete". Das liest sich zwar ungefähr wie "Vorsicht, Wildwechsel!", "Kann Spuren von Nüssen enthalten" oder "Warnung! Diese Seite enthält für Minderjährige ungeeignetes Material.", doch man kann es durchaus als programmatisch für die gesamte Reihe geltend machen. Denn diese 'Mission Gamma' kuschelt sich wieder zurück an den Entdeckeridealismus Roddenberrys, wie er bei Deep Space Nine zuvor höchstens in den ersten beiden Staffeln zu spüren war. In diesem Buch gibt es daher keinen totalen Krieg, der die Handlung auf Teufel-komm-raus vorantreibt. Niemand wird von schwammigen Visionen der Apartheid im Amerika der Fünfziger Jahre heimgesucht, die irgendetwas mit den Plänen der wurmlochbewohnenden Propheten zu tun haben sollen. Und niemand muss mehr die Babylon-5-Keule schwingen, um auf auffällige Parallelen zwischen beiden Serien hinzuweisen.
Statt dessen verlässt man sich also auf althergebrachte Werte, die Star Trek in jungen Jahren bereits zu etwas besonderem gemacht haben: Die Erforschung des Weltraums; jener mythischen Grenze, der sich die Menschheit und die mit ihr verbündeten Spezies noch stellen müssen.
Ausdruck dieses Strebens bildet das Volk der Yrythny. Nicht Fisch noch Frosch lebt ihre Darstellung vielmehr von der gesellschaftlichen Beschreibung, die nur mit viel Desinteresse als 'Adelsherrschaft' oder 'Kastenwesen' beschrieben werden kann: Viel eher wird die gesellschaftliche Stellung danach bestimmt, ob die nichtsahnenden Kaulquappen just an derselben Stelle wieder anlanden, an der sie geboren wurden. Wer das nicht tut, verbringt den Rest seiner natürlichen Existenz als kastrierter Sklave mit nur dürftigen Rechten zur Selbstbestimmung. Ein wenig erinnert das Ganze an 'Metropolis' – vor allem, wenn man sich den Höhepunkt des Buches vor Augen hält: Die künstliche Weltraumstadt Luthia.
Die Stadt im Orbit der Heimatwelt der Yrythny besteht aus einem künstlichen Planetenring, dessen Bestandteile miteinander vernetzte Wohn-, Arbeits- und Forschungseinrichtungen bilden. Eine beeindruckende Vision, die es leider noch nicht auf die Leinwand geschafft hat.
Doch so schön das Bild eigentlich auch sein mag, dient es in Wirklichkeit nur als Staffage für ein detailiertes Innengemälde einer der Hauptfiguren. Ezris innerer Kampf mit dem schweren Erbe vorangegangener Dax-Wirte (vgl. z.B. S. 124, S. 131 oder S. 216) wird auf der wasserreichen Welt und ihrem Orbit ausgetragen. Überspitzt könnte man es als einen überfälligem Selbstfindungstripp auf dem 'Planet of Aquarius' bezeichnen. Die Yrythny sind bei Lichte besehen nur schmückendes Beiwerk in dieser Charakterstudie. Was sich nach einem Widerspruch anhört, bleibt jedoch im Rahmen einer gewissen Star-Trek-Tradition, die es seit TOS gibt, denn schon seit den Anfängen dieser ersten Serie dienten die Abenteuer bei der Erforschung des Weltalls vor allem dazu, das Potential der Menschen im Allgemeinen und der Seriencharaktere im Speziellen aufzuzeigen. Ein gelungene Rückbesinnung auf alte Werte!
Doch die Forschungsmission in den Weiten des noch viel zu unbekannten Gamma-Quadranten sind nur eine Seite der Medaille. Das Buch ist strikt zweigeteilt zwischen den Ereignissen im Gamma-Quadranten und denen auf Deep Space 9. Erst gegen Ende der Erzählungen werden beide Handlungsbögen wieder miteinander verknüpft.
Auf der ehemaligen cardassianischen Station herrscht wie immer ein buntes Treiben, dessen Takt durch die Betrittsverhandlungen mit der Föderation bestimmt wird. In diesem Zusammenhang gelangen auch Andorianer an Bord, die meines Erachtens trotz des Besuchs der Cardassianer, den eigentlichen Höhepunkt dieses Handlungsbogens stellen. Man erlebt hautnah die Intimität und Komplexität einer solchen Vierecksbeziehung mit, wie sie bei vier verschiedenen Geschlechtern vermeintlich üblich sein muss. Ab und an schleicht sich das Gefühl des Voyeurismus' ein, das sich nur schwer wieder abschütteln lässt. Doch die vielen neuen Informationen zu dem so stiefmütterlich behandelten Volk eröffnen einen neuen Kosmos, der dem Entdecken neuer Welten im Gamma-Quadranten in nichts nachsteht.
Ansonsten entdeckt der deutschsprachige Leser einige Namen wieder, von denen er in den später angesetzten Destiny-Teilen bereits gelesen haben dürfte. Besatzungsmitglieder der USS Aventine wie Bowers (vgl. S. 11), Leishman (vgl. S. 13) oder Dr. Tarses (vgl. S. 99) setzen erste, vorsichtige Duftspuren im Gedächtnis des Lesers. Sie bilden die Spitze eines wahren Eisbergs an Star-Trek-spezifischen Informationen, die mittlerweile zum guten Ton innerhalb der jüngeren Star-Trek-Literatur gehören. Daneben wagt die Autorin Heather Jarman aber auch hin und wieder einen Blick über den Tellerand und bringt Referenzen auf "Herr der Ringe" (vgl. S. 5) "Futurama" (vgl. S, 130, das "Haus des Soid") oder "Jagd auf Roter Oktober" (vgl. S. 397). Das alles entbehrt dabei nicht eines gewissen latenten Humors, der sich beispielsweise im Running Gag um einen klingonischen Groschenroman (vgl. S. 7ff., S. 167 oder S. 475f.), Treirs Spielchen mit Quark (vgl. S. 40ff. oder S. 150f.) oder der nachvollziehbaren Bemerkung, dass ohrlose Spezies Ferengis merkwürdig anmuten (vgl. S. 19) widerspiegelt. Das mag nach einer kleinen Randnotiz klingen, doch tatsächlich ist es für eine Schriftstellerin alles andere als einfach, den subtilen Witz der verschiedenen Star-Trek-Serien angemessen einzufangen.

Kritikwürdige Aspekte: Jarmans Werk ist ambitioniert, komplex und umfangreich. Wahrscheinlich genau aus diesem Grund wirkt es jedoch viel zu oft künstlich, konstruiert und unnachvollziehbar.
Zu offensichtlich muten manche der Anlehnungen an Altbekanntes aus der Vorbild gebenden Serie an, obwohl man den Neustart mit der achten Staffel in Buchform für wirkliches Neuland ausnutzen könnte.
Stattdessen fungiert Elias Vaughn als rüstiger Johannes Heesters der Sternenflotte aushilfsweise als Sisko-Vaterersatz für die junge Ezri Dax und machte als 102jähriger (!) Offizier in seiner Jugend selbstverständlich ebenfalls gemeinsame Sache mit dem guten alten Curzon-Vorwirt (vgl. S. 111). Ezri hingegen übernimmt den Yrythny gegenüber eine Position ein, die sich grob mit der des Abgesandten vergleichen lässt (vgl. S. 68ff.).
Überhaupt häufen sich bei der an sich spannenden Mission im Gamma-Quadranten zu viele abenteuerliche Zufälle:
Zufällig kartieren die Wanderer bereits seit Jahrhunderten ihre eigene Genvielfalt in der Kartoffelmiete (vgl. S. 291ff.).

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Die dümmsten Bauern genkartieren die dicksten Kartoffeln


Zufällig verdächtigt niemand trotz eindeutiger Beweise die Sternenflotte der terroristischen Anschläge (vgl. S. 268).
Und zufällig benötigt der Cheka Fazzle den nackten Oberkörper Tenmeis für ein Kunstwerk und ermöglicht der Sternenflotte so einen Hackangriff auf das Datennetzwerk seines Volkes (vgl. S. 205ff.).
Nicht unbedingt besser erwischt es den Handlungsbogen, der hinter einem eisernen Vorhang von den Geschehnissen des Gamma-Quadranten abgetrennt ist. Aber wie das hinter einer solchen Mauer schonmal üblich ist, weichen die Probleme auf der einen Seite von denen der anderen ab.
So muss man der Autorin schon zugestehen, dass es ihr großartig gelang, den Seifenopercharakter, der das Figurenspiel in Deep Space Nine stets bestimmte, für die beschriebenen Szenen auf der Station adäquat einzufangen. Genau das aber nervt mich an der Serie nicht minder als an diesem Buch.
In diesem Zusammenhang kommt es nämlich auch zu tragisch-theatralischen Situationen, die fraglos in ach so komplexe Charakterkonflikte münden, dafür jedoch nicht immer logischen Entwicklungen folgen. So vermag Ro Larens tapsiges Andorianer-Fettnäpfchen (vgl. 156ff.) nicht so recht dem ansonsten so akkuraten Verhalten der Sicherheitschefin zu entsprechen, aber auch Shakaar berechnende Intriganz (vgl. S. 447ff.) oder Quarks neuentdeckte Liebe zu Gemälden (vgl. S. 415ff.) wirken neben anderen Beispielen völlig neben der Spur. Am verstörendsten empfand ich die Passage, in der die Autorin scheinbar ihre eigene Bewunderung für Kira Nerys dem neuen Counselor an Bord in den Mund legte (vgl. S. 227ff.).
Als zu große Hürde für die Autorin entpuppen sich im Verlauf des Buches auch die Andorianer. Das fängt schon auf dem Cover an, auf dem eine sehr feminine Figur an eine Kreuzung aus einem Schlumpf mit einem Nietzscheaner erinnert und seine unmilitärische Bob-Marley-Gedächtnisfrisur aufmerksamkeitsheischend über das blasse Gesicht fallen lässt. Der finale Freitod seiner Partnerin Thriss zeichnete sich bei jeder Beschreibung der depressiven Wirrköpfin bereits deutlich ab und warum Shar seinen ach so heiligen Kopulationsakt nicht einfach vor der Mission in den Gamma-Quadranten hinter sich bringen konnte, fragt man sich so ziemlich jedes Mal, wenn das Thema angesprochen wird.

Übersetzung: Über knapp fünfhundert Seiten zieht das Buch sich hin. Der Umfang bietet eine beträchtliche Fehlerquelle und diesen Erwartungen wird der Roman natürlich auch gerecht. Da trifft man bei Lesen mal wieder auf fehlende Fragezeichen (vgl. z.B. S. 15) oder ein doppelt getrenntes Wort wie "Besatzungs-mit-glied" (S. 12). Daneben tauchen auch immer wieder fehlerhafte Formulierungen wie "[...] kein einzelner Ingenieur [...]" (S. 73, statt "kein einziger Ingenieur") oder „[...] plagen wir uns darum [...]“ (S. 83, statt "plagen wir uns damit") auf. Einige unglückliche Übersetzungen wie "Queste" (S. 105) für "quest"  oder "Baseball-Bälle" (S. 484, vgl. dazu aber „[...] der Baseball [...]“ auf S. 485) komplettieren dieses Bild.
Cross Cult beweist Beharrungsvermögen und verzichtet der deutschen Synchronisation von Deep Space Nine zum Trotz auf die Bezeichnung 'Fähnrich' und verwendet statt dessen in beiden Handlungssträngen munter das Wort "Ensign" (vgl. S. 10 und S. 23). Weitere Unkenntnis über die Serie wird im folgenden Satz demonstriert:

Beim nächsten Mal nehmen wir uns vielleicht Worfs altes Straße nach Kal'hyaH-Programm vor und drehen richtig auf.“ (S. 317)

Nicht nur, dass es "Kal'Hyah" heißen müsste; die Formulierung suggeriert ferner, dass dieses "Kal'Hyah" ein Ort sei. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein klingonisches Ritual, das mit einem menschlichen Junggesellenabschied vergleichbar wäre. Korrekt müsste der Satz also wiefolgt lauten:

Beim nächsten Mal nehmen wir uns vielleicht Worfs altes Weg zum Kal'Hyah-Programm vor und drehen richtig auf.

Ferner nervt es ebenfalls, dass das Adjektiv "befleckt" so gern groß geschrieben wird (vgl. S. 488), obwohl es sich dabei nicht im engeren Sinne um einen Eigennamen handelt. Und auch, wenn ich einen guten Genitiv zu schätzen weiß: „[...] der Job, wegen dessen [...]“ (S. 217) ist alles mögliche, aber weder richtig, noch ein guter Genitiv.
Ferner ist es natürlich schwierig, das Siezen und Duzen vernünftig in einen solchen – streckenweise sehr persönlichen – Roman zu integrieren. Leider gelingt das nicht unbedingt immer und wirkt mitunter sogar etwas verwirrend (vgl. S. 40ff.)
Aber ich will nicht nur schimpfen, denn wenn man von diesen kleineren Makeln absieht, so handelt es sich doch um einen überaus einfühlsam übersetzten Roman. Christian Humberg gelingt es mehrfach, den Stil des Werkes dezent, aber elegant mitzubestimmen.
Wörter wie "cranky", "Dukat-like", "folk hokum" oder "push and pull" mit "miesepetrig" (S. 414), "dukatisch" (S. 32), "Mumpitz" (S. 183) oder "Hü und Hott" (S. 209) zu übersetzen, zeugen jedenfalls von einem besonderen Gefühl nicht nur für die deutsche, sondern auch für die englische Sprache. Seinen Höhepunkt findet dieses Können in der Übertragung der im amerikanischen Sprachraum weit verbreiteten Redewendung "perception is nine tenth of reality" mit "Einbildung, sagt man, ist auch eine Bildung." (S. 174), die sich trotz ihrer deutlichen Abweichung angenehm in den Text einfügt und wohl leider nur denen auffallen wird, die auch das englische Original gelesen haben.

Anachronismen: Die Achillesferse dieses Buches bleiben die Andorianer. Sobald sie in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten, beginnt umgehend ein Feuerwerk an Ungereimtheiten mit dem offiziellen Kanon. So wollen Shars Vorliebe zu hoher Luftfeuchtigkeit (vgl. S. 73) oder die beschriebenen beinahe tropischen Bedingungen auf Andoria (vgl. S. 381) nicht so recht zu dem eisbedeckten Mond passen, den man in der ENT-Episode "Die Aenar" zu sehen bekommt. Und ja, es sollte 'Andoria' und nicht, wie im Buch ständig behauptet 'Andor' (vgl. z.B. S. 73, S. 105, S. 117, S. 118, S. 469 oder S. 478) heißen, denn Andor ist lediglich der Gasgigant, um den der Mond Andoria kreist, von dem die Andorianer stammen.
Liest man die Ausführungen zh'Thanes (vgl. S. 102ff.) und die Rückblenden über das emotionale Verhalten mancher Mitglieder dieser Spezies (vgl. S. 90ff.) muss man sich schon irgendwie fragen, warum es in der Serie "Enterprise" überhaupt noch Andorianer gab. Der beschriebene Zeitraum für Genverfall wie er im Buch suggeriert wird (vgl. S. 261ff.), erscheint jedenfalls arg kurz. Außerdem korrespondieren die vier Geschlechter kaum mit der Tatsache, dass sich der Andorianer Shran laut offiziellem Kanon nur ein Weibchen suchte, um Nachwuchs zu zeugen (vgl. "Dies sind die Abenteuer").
Die Erklärung dafür ist so einfach wie lapidar. Als das Buch 2002 in den USA erschien, war die bislang letzte Serie "Enterprise" gerade einmal angelaufen. Die Autoren der Star-Trek-Bücher hatten schlichtweg noch keine Idee, in welche Richtung sich diese Spezies noch entwickeln würde und die Produzenten waren zu eitel, um die Bücherwelt in ihre Planungen miteinzubeziehen. Somit hat die Wirklichkeit längst vieles von dem überholt, was in der achten Staffel Deep Space Nine in Buchform auf den deutschen Leser wartet.
Dennoch lassen sich auch vermeidbare Fehler finden. Sicherlich wird es Cross Cult freuen, dass es auch in der fernen Zukunft noch Ebooks mit Kopierschutz geben soll (vgl. S. 10), doch Picards Monolog im achten Kinofilm darüber, dass die Menschheit sich über so etwas hinaus entwickelt hätte, spricht eigentlich dagegen. Doch wer weiß, wie die Klingonen zur Copyright-Debatte stehen...
Da sind andere Fehler viel gravierender. Würden etwa Stirnhöcker wirklich auf die Haus-Zugehörigkeit bei den Klingonen schließen lassen (vgl. S. 219), so wäre das Haus Martok mit Mitgliedern wie Martok, Sirella, Worf, Alexander Rozhenko oder gar Jadzia Dax wohl so etwas wie ein klingonisches Hundertwasserhaus.
Aber am abenteuerlichsten war eindeutig der Einfall der Nanobots auf der Defiant. Die fiesen kleinen Miniaturroboter legten nämlich alle Schiffssysteme lahm; inklusive der Universalübersetzer, woraufhin keinerlei Kommunikation mit fremden Lebewesen mehr möglich war (vgl. S. 16ff.). Dumm nur, dass der aufmerksame Deep-Space-Nine-Seher aus Folgen wie "Kleine grüne Männchen" weiß, dass zumindest Nog das Zaubergerät direkt ins Ohr implantiert wurde und er auf keinen Fall wie beschrieben hätte handeln müssen, sondern viel eher so:

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Fazit: Dieses Buch kehrt an die Anfänge Star Treks zurück und besinnt sich wieder jener Werte, die die Franchise einmal so groß gemacht haben: Die Erforschung des Alls und der persönlichen Grenzen. Obwohl das über weite Strecken gut funktioniert, wirkt die Handlung aber oft zu konstruiert, zu weit von den gewohnten Charakteren entfernt oder wie eine gigantische Seifenoper im Weltraum. Im Grunde bleibt er damit ein durchschnittlicher DS9-Roman, würde nicht ein großes Manko seinen dunklen Schatten auf dieses Werk werfen:
Die Andorianer. Den drolligen kleinen Antennenträgern wird zwar willkommene Aufmerksamkeit zuteil, doch die Darstellung scheitert an unnachvollziehbaren Schilderungen, die zu allem Überfluss auch noch eine Reihe an Anachronismen nach sich ziehen. 

Denkwürdige Zitate:

"Das Ding markiert das Ende jedweden literarischen Anspruchs, das sage ich Ihnen!"
Senkowski, S. 10

"Ich hasse Diskussionen über die Oberste Direktive."
Vaughn, S. 77

"Das Unbekannte ist immer der Feind, Lieutenant."
Taran'atar, S. 90

"Alle denkenden Wesen treibt der Drang nach Nahrung und Vermehrung an. Diese zwei Konstanten machen das Leben erst interessant."
Quark, S. 155

"Meiner Erfahrung nach ist das das wichtigste Geschenk, das die Forschung uns bietet: dass wir die Welt in uns besser verstehen lernen, als die da draußen."
"Was wollen Sie damit sagen? Dass es bei der vielzitierten letzten Grenze weniger um die Erkundung des Alls geht, als um den Blick in uns selbst?"
"Etwa nicht?"
Vaugn und Ezri Dax, S. 468

Bewertung: Diese graue Maus.

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Weiterführende Leseliste:

DS9, Staffel Acht, 01: Offenbarung, Buch 1
DS9, Staffel Acht, 02: Offenbarung, Buch 2
DS9, Staffel Acht, 03: Der Abgrund
DS9, Staffel Acht, 04: Dämonen der Luft und Finsternis
DS9, Staffel Acht, 05: Mission Gamma I: Zwielicht
DS9, Staffel Acht, 06: Mission Gamma II: Dieser Graue Geist

Erwerbsempfehlung: Wer mal nicht unbedingt Amazon das sauer verdiente Geld in den Rachen werfen will, dem sei an dieser Stelle einmal ein sympathisches, kleines Bücherversandhaus empfohlen. Amrun greift kleinen Verlagen und Selbstverlegern unter die Arme und stellt in meinen Augen ein Projekt dar, das man im Gegensatz zu seelenlosen Großkonzernen mit fragwürdigen Arbeitsbedingungen unbedingt unterstützen sollte.


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