Freitag, 16. Oktober 2009

Starfleet Kadetten 07: Freiheitskämpfer

Buchbesprechung Peel, John: Freiheitskämpfer, Heyne 1994/1995.

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Story: Neue Mitschüler haben immer einen schweren Stand. Jake Sisko will diesem allgemeinen Trend entgegenwirken, doch 'der Neue' macht es ihm nicht einfach.
Jakar Riv ist ein notorischer Störenfried, bei dem die Besatzungszeit Bajors tiefe Spuren hinterlassen hat. Er fügt sich kaum in die Klasse ein und ist ein steter Ausgangspunkt für neuen Ärger. Jake gelingt es kaum, durch die dicken Schichten Hass und Gewalt zu dringen, die das Innere des jungen Kreigswaisen umgeben.
Doch Riv ist nicht der einzige Neuling im Klassenzimmer Keiko O'Briens. Nachts, wenn alle Schüler in ihren Quartieren schlafen, steigt ein mysteriöser Fremdling aus seinem Versteck in den vielen Zwischenebenen. Als die Kinder dieses Wesen endlich stellen können, finden sie mit Erstaunen heraus, dass ein cardassianisches Mädchen hier Zuflucht gefunden hat.
Als jedoch eine cardassianische Flotte vor der Raumstation Deep Space Nine auftaucht, wird allen Beteiligten schnell klar, dass diese kleine Ausreißerin niemand geringeres als die Tochter des berüchtigten Guls Gavron ist, und die Station in ernsthafter Gefahr ist, wenn seine Tochter nicht umgehend zu ihrem Vater zurückgebracht wird.
Doch die junge Dame ist plötzlich spurlos verschwunden. Als Jake und Nog sie wiederfinden, ist sie in der Gewalt Rivs, der an ihr seinen abgrundtiefen Hass gegen alle Cardassianer ausleben will...

Lobenswerte Aspekte: Nach den Parallelen in "Tod im Winter", wurde es mal wieder Zeit, ein Werk der "Starfleet-Kadetten-Reihe" näher zu betrachten. Wenn man einmal den 'erwachsenen' Blickwinkel zu Seite schiebt, kann man in ihr nämlich durchaus die ein oder andere angenehme Seite finden.
So lockern die vielen Bilder den im Umfang äußerst überschaubaren Text auf, und die Perspektive liegt nicht auf dem bekannten Leben etablierter Charaktere wie Ben Sisko, Kira Nerys oder Jadzia Dax, sondern beleuchtet das Leben der Kinder und Jungendlichen, die auf der Raumstation leben. Zu ihnen zählen Jake und Nog, aber auch unbekannte andere Kinder, wie die siebenjährige Vulkanierin T'Ara oder die junge Ashley Fontana zeigen, dass es eine andere Gesellschaftsschicht gibt, die nur selten thematisiert wird: Die Kinder!
Dementsprechend ist auch der Stil des Werkes einfach und verständlich gehalten, und größere Anspielungen bleiben Mangelware. Nur der erwachsene Leser kommt wohl auf den Gedanken, dass die junge Ashley auf die verdiente Star-Trek-Veteranin D.C. Fontana anspielt (vgl. S. 15) oder weiß, was ein Gorn sein soll (vgl. S. 21).
Beide Parteien können jedoch gleichermaßen die Dialoge zwischen Jake und Nog (vgl. "Denkwürdige Zitate") genießen, die wohl unabhängig vom Alter wenigstens zum Schmunzeln anregen und auch der in den Zeichnungen versteckte Chewbacca (vgl. Abb. S. 33) lässt wohl beide Parteien grinsen.
Schließlich ist auch die Moral der Geschichte anspruchsvoller. Während es bei der kleinen Cardassianerin Kam einerseits um die ausgetretene Thematik des Ausreißens kleiner Kinder von Zuhause geht, bietet die Figur des Rivs mehr, denn hier sind schon mal Anleihen bei schwergewichtigeren Themen wie Kindersoldatentum zu finden.

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Ein unerwartetes Wiedersehen bei DS9: Die Gorn!

Kritikwürdige Aspekte: Die Starfleet-Kadetten-Reihe hat jedoch, selbst wenn man die Meßlatte niedriger hängt, zu viele Fehler.
Ein altbekannter Haken ist die mangelnde Qualität der Zeichnungen. So sieht Nog gruseligerweise aus wie ein verpickeltes Schweinchen mit abgehackter Nase und zu langen Ohren (vgl. Abb. S. 11) und mal ganz abgesehen von der schlampigen Ausführung kommt in diesem Band hinzu, dass zu viele der ohnehin schlechten Illustrationen auch noch stark verpixelt sind (vgl. Abb. S. 110 oder. Abb. S. 115).
Der Text hingegen greift auf Altbekanntes zurück. So schwebt mal wieder eine cardassianische Flotte vor Deep Space Nine. Hatten wir das nicht schonmal? Im Piloten "Der Abgesandte" zum Beispiel? Oder im Star-Trek-Roman "Der Pirat"?
Das Ende des Geschichte hingegen ist einfach nur sehr sehr einfach gestrickt, und selbst Grimms Märchen sind dagegen nobelpreisverdächtige Erzählungen. Schon allein der Drahtseilakt um Rivs Entführungsposse (vgl. S. 112ff.) ist ja schon schwer zu glauben, aber Gul Gavron auch noch so billige Lügen erfolgreich aufzutischen (vgl. S. 118f.), ist übertrieben, zumal diese Idee natürlich vom urplötzlich einsichtigen Riv kommen muss (vgl. S. 117), ist doch zu starker Tobak, dem dadurch schließlich die Krone aufgesetzt wird, dass auch noch der uneinsichtige Adoptivonkel seine Versäumnisse einsieht (S. 123f.), und alles am Ende gut und rosarot wird.
Obwohl Nog als Ferengi sehr gut beschrieben wird, ist das Cardassianerbild erschreckend öde. Garak ist zu handzahm (vgl. S. 37f.), Gul Gavron dumm und nicht einmal intrigant (vgl. S. 90f.) und Kam viel zu freigeistlich für eine junge Cardassianerin (vgl. S. 77ff.). Das Potential dieser faszinierenden Spezies wurde nicht nur nicht ausgereizt, sondern gar nicht erst beachtet.
Diesen ganzen Kritikpunkten schließen sich altbekannte an: Die Erwachsenen sind belehrend, die Kinder erschreckend altklug und sterben tut niemand auf den wenigen Seiten und irgendwie ähneln sich die Geschichten in Aufbau, Moralität und Stil zu sehr, um wirkliche Abwechslung voneinander zu bieten.

Übersetzung: Die wenigen Seiten Text ließen nicht viele Möglichkeiten, um viele Fehler zu begehen. So findet man neben von der Synchronisation abweichenden Begriffen wie "Asteroidengürtel von Denorios" (S. 10), "Holo-Kammern" (S. 29) oder "Starfleet" (S. 29) nur wenige orthografische Fehler wie "Sosehr" (S. 36) oder "hierherzugelangen" (S. 82).

Anachronismen: Widersprüche zum offiziellen Kanon gibt es hingegen häufiger.
So ist es, nachdem die Episode "Unter Verdacht" gesehen hat, eher unwahrscheinlich, dass ausgerechnet Quark Nog für das Fernbleiben vom Schulunterricht bestrafen sollte (vgl. S. 14) und außerdem ist Nog, wenn er denn schon zur Schule muss, der älteste im Klassenzimmer ("Herz aus Stein"), denn er ist immerhin ganze zwei Jahre älter als Jake ("Der Ausgesetzte").
Ebenfalls unwahr ist die Behauptung Ashley Fontanas, dass "Zephram Cochrane" [sic!] (S. 35) im Jahr 2061 den Warpantrieb erfunden hätte, wie die Handlung Star Trek VIII: Der erste Kontakt eindrucksvoll beweist. Hier hätte die Lehrerin Keiko O'Brien besser einschreiten sollen! Oder ist der gelernten Botanikerin der Fehler überhaupt nicht aufgefallen?
Doch Keiko beweist später, dass auch eine andere Aussage falsch ist: Die Replikatoren sind sehr wohl in der Lage, cardassianisches Essen zu replizieren (vgl. S. 75), denn die Frau des Chefingenieurs fand in der Datenbank des Geräts, ein Rezept, um dem cardassianischen Pflegekind Rugal in der Episode "Die Konspiration" einen Zabueintopf zu zaubern.
Schließlich ist auch Nog noch nicht allzu sicher, was den Umgang mit den Erwerbsregeln betrifft. Zwar zitiert er die 76. in etwa korrekt, doch die dritte Erwerbsregel, die in "Der Maquis, Teil 2" mit "Gib niemals mehr für einen Erwerb aus, als es unbedingt sein muss." angegeben wird, bezieht sich nicht auf die Eigentumsverhältnisse bei Fundstücken (vgl. S. 122).

Fazit: "Freiheitskämpfer" ist ein durchschnittlicher Roman aus der Starfleet-Kadetten-Reihe, der sich nicht von den anderen Bändern abhebt.
Es gibt nur wenige Lichtpunkte, wie die gut geschilderte Beziehung zwischen Jake und Nog oder die Moral des Buches, doch andere Bänder dieser Bücherserie können die selbe Trumpfkarte für sich ziehen.
Viele Anachronismen, noch größere Abstriche in der ohnehin schlechten Bildqualität und eine miese Story rechtfertigen letztendlich das Lesen nicht und die Bedeutung dieses Werkes liegt bestenfalls in der Vollständigkeit einer Sammlung.

Denkwürdige Zitate:

"Denkst Du eigentlich an nichts anderes als Geld?"
"Natürlich! An mehr Geld!"
Jake und Nog, S. 13

"Ja klar. Ich hänge gern mit asozialen Parasiten rum, die sich nicht benehmen können."
Nog, S. 32

"Du kannst doch nicht deine Freunde verkaufen!"
"Man kann alles verkaufen, wenn man weiß wie."
Jake und Nog, S. 63

Bewertung: Ein farbloser Mitläufer.

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Weiterführende Leseliste:

Starfleet Kadetten 02: Worfs erstes Abenteuer
Starfleet Kadetten 03: Mission auf Dantar
Starfleet Kadetten 04: Überleben
Starfleet Kadetten 05: Das Sternengespenst
Starfleet Kadetten 06: In den Wüsten von Bajor
Starfleet Kadetten 07: Freiheitskämpfer
Starfleet Kadetten 08: Das Schoßtierchen
Starfleet Kadetten 09: Erobert die Flagge
Starfleet Kadetten 10: Die Atlantis Station
Starfleet Kadetten 11: Die verschwundene Besatzung
Starfleet Kadetten 12: Das Echsenvolk
Starfleet Kadetten 11: Die verschwundene Besatzung
Starfleet Kadetten 14: Ein Trip durch das Wurmloch
Starfleet Kadetten 15: Kadett Jean-Luc Picard
Starfleet Kadetten 16: Picards erstes Kommando
Starfleet Kadetten 17: Zigeunerwelt
Starfleet Kadetten 18: Loyalitäten

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