Dienstag, 15. September 2009

Die Anfänge 02. Fremde vom Himmel

Buchbesprechung Wander Bonanno, Margaret: Die Anfänge 02. Fremde vom Himmel. Heyne 1987/1990.

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Story: Ein Bestseller stürmt die Büchercharts der siebziger Jahre des dreiundzwanzigsten Jahrhunderts:
Fremde vom Himmel“ beschreibt die Ereignisse um den Absturz eines vulkanischen Kundschafterschiffes, dass knapp neunzehn Jahre vor dem eigentlichen Erstkontakt auf der Erde bruchlandet.
Jeder, der was auf sich hält, liest das spannende Werk und auch Admiral James T. Kirk kann sich dem galaktischen Gruppenzwang nicht länger entziehen und legt sich eine altertümliche Real-Buch-Variante zu, um damit zu beginnen, das Buch zu lesen.
Doch mit Beginn der Rezeption setzen merkwürdige Träume und erschreckende Déjà-vu-Erlebnisse ein, die hartnäckig an der Psyche der Sternenflottenlegende kratzen und sogar den Geist Spocks erreichen, der seinerseits weit ab vom Schuss auf Weltraummanöver weilt. Dieser Zustand verschlimmert sich so stark, dass Kirk von seinem alten Freund und Kupferstecher McCoy höchstpersönlich in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird.
Erst eine Gedankenverschmelzung mit Spock, der, ob der sonderlichen Träume besorgt, endlich wieder zur Erde zurückkehrt, bringt Licht ins Dunkel der merkwürdigen Visionen. Unter Aufsicht Pilles erleben Kirk und Spock dadurch einige Tage am Beginn ihrer historischen Fünfjahresmission wieder, die aus ihren Gedächtnissen gelöscht wurden. Schnell wird deutlich, dass die Horrorvisionen vom grausamen Tod der vulkanischen Schiffsbrüchigen nicht einer gewissen Grundlage entbehren, denn die wieder ausgegrabenen Erinnerungsfragmente beweisen, dass ein Außenteam bestehend aus Captain Kirk, Mr. Spock, Gary Mitchell, Lee Kelso und Dr. Elisabeth Dehner tief in die historischen Ereignisse verstrickt gewesen ist...

Lobenswerte Aspekte: Wen man sich das Werk der Autorin Margaret Wander Bonannos so durchliest, merkt man schnell, dass sich hier eine Story aufbaut, die mit dem offiziellen Kanon so eng verflochten ist, dass man ohne fundierte Kenntnisse sogar Schwierigkeiten hat, die einzelnen Beschreibungen zu verstehen. Man sollte wissen, warum Vulkanier sich gegenseitig schlagen, um wieder gesund zu werden (vgl. S. 166f. und „Der erste Krieg“) oder was mit Gary Mitchell später („Die Spitze des Eisbergs“) passieren wird, um die komplexe Geschichte in Gänze zu erfassen.
Als kleinen Bonus für den neugierigen Leser werden auch Fragen geklärt, die den durchschnittlichen Original-Serien-Fan brennend interessieren:
Wo war McCoy in jener ersten Episode (vgl. S 194)? Warum war der leitende Mediziner überhaupt beim Kobayashi-Maru-Test zu Beginn des zweiten Star-Trek-Kinofilms „Der Zorn des Khan“ anwesend (vgl. S. 121)? Woher stammt der Transporteroffizier Lieutenant Kyle (vgl. S. 134)?
Über solche Fragen hinaus gelingt es der Autorin in beeindruckender Weise, fast das gesamte Kontingent der in TOS erwähnten Spezies auszuschöpfen: von Andorianern (S. 40) und Tellariten (S. 120) über Troyianer (S. 64) und Medusaner (S. 127) bis hin zu Trelanern (S. 64) und Horta (S. 199) erhält jeder zumindest eine Erwähnung.
Neben Referenzen aus TOS oder dem ersten Kinofilmen lassen sich daneben sogar Bezüge auf den Zeichentrickableger TAS finden. Mit der Erwähnung des Kahs-wan-Rituals (S. 84) aus der Episode „Das Zeitportal“ baut Bonanno eine Brücke zwischen dem großen Kanon und der damals noch umstrittenen Cartoon-Version.
Doch wer glaubt, dass die Integrationsbemühungen der Urheberin hier enden, irrt gewaltig. Neben den unzähligen Anspielungen auf den offoziellen Kanon lassen sich auch direkte Verknüpfungen mit Werken anderer Star-Trek-Autoren finden. Abgesehen von der Bezeichnung der K’t’inga-Klasse, die auf Roddenberrys Novellisierung des ersten Star-Trek-Kinofilms zurückgeht, lassen sich auch konkretere Anlehnungen auf Bücher wie „Geiseln für den Frieden“ (vgl. S. 66) oder „Der letzte Schachzug“ (vgl. S. 31) finden.
Der Kreis schließt sich mit der obligatorischen Erwähnung der 47; doch auch andere Punkte, wie die ausführliche und gut gelungene Betrachtung des zu früh verstorbenen Charakters Lee Kelso oder die Erklärungen zur ‚vulkanischen Minute’ (vgl. S. 56) oder die Verwandschaft Spocks zu einer Hippie-Ikone sind eine gesonderte Erwähnung wert.
Im Großen und Ganzen hat Bonanno ein spannendes, in sich schlüssiges und gut aufgebautes Werk geschrieben – was kann da noch zu kritisieren sein?

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Eben doch Herbert - der gute alte Spock

Kritikwürdige Aspekte: Eine ganze Menge. Die Liste der Kritikpunkte ist lang und kann mit einem der offensichtlichen Mankos einleuchtend eingeleitet werden:
Die zugrunde liegende Geschichte ist ein alter Hut. Ein verdammt alter sogar. Die zentrale Grundfrage des Romans, ob denn die Menschheit reif genug für einen Kontakt mit einer höher entwickelten Spezies sei, wurde schon zur Genüge in anderen Filmen (E.T.), Fernsehserien (V – Die außerirdischen Besucher kommen) und in etlichen Star-Trek-Episoden (TOS „Morgen ist gestern“, DS9 „Kleine grüne Männchen“ oder VOY „Vom Ende der Zukunft“) erörtert. Auch die Beschreibungen der Tangaufzuchtanlage im pazifischen Ozean sind nicht neu; die Darstellung erinnerte mich etwas an die 1966 erschienene Kurzgeschichte „Gefahrenzustand“ aus der Feder des polnischen Science-Fiction-Autoren Witold Zygalski.
Fremde vom Himmel“ reiht sich außerdem in eine ganze Kette von Star-Trek-Stories ein, in der die Erde besucht wird. Nachdem Kirk, ein wahrer Veteran im Eingreifen in die Erdgeschichte („Morgen ist Gestern“, „Griff in die Geschichte“ „Ein Planet genannt Erde“ „Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart“) zu einem wahren Vorreiter dieser Verfahrensweise wurde, standen ihm andere, wie Picard („Gefahr aus dem 19. Jahrhundert“, „Der erste Kontakt“), Sisko („Gefangen in der Vergangenheit“), Janeway („Vom Ende der Zukunft“) oder Archer („Carpenter Street“) in nichts nach und pfuschten ebenfalls fleißig in der irdischen Historie herum. Natürlich ist so ein Exkurs ab und zu interessant, doch die frappierende Häufigkeit dieser „Versehen“ wirkt allmählich fragwürdig.
Noch schlimmer erscheinen jedoch die heute bereits völlig anachronistisch anmutenden Bezüge auf die aktuelle Tagespolitik. Von den hier aufgegriffenen Themen wie dem Kalten Krieg (vgl. S. 84), der IRA (vgl. S. 287) oder der Solidarność-Bewegung (vgl. S. 285) sind wir nämlich bereits jetzt zeitlich schon so weit entfernt, dass wir mit einiger Sicherheit davon ausgehen können, dass sie um 2045 keine besondere Rolle mehr spielen dürften.
Spätestens aber, wenn ‚Disketten’ (S. 38) erwähnt werden und Vulkanier Pluto noch immer zu den Planeten zählen (vgl. S. 55), erkennt der Leser unserer Tage deutlich, dass dieses 1987 erschiene Werk zu früh auf den Markt kam, und nun vom Leben bestraft wird.
Denn auch wenn TOS oder diverse Kinofilme etwas entsprechendes impliziert (vgl. z.B. „Kennen Sie Tribbles“ oder „Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart“), wage ich daran zu zweifeln, dass die Sowjetunion wieder entstehen, die Ukraine ihr angehören oder der Sozialismus in unserem Nachbarland Polen jemals wieder Fuß fassen wird, wie es das Buch andeutet.
Obgleich ich mich selbst, als ehemaliger Erasmus-Student, über die Erwähnung gleich zweier polnischer Städte sehr gefreut habe, muss ich doch daran herumkritisieren, dass „Poznań“ falsch geschrieben wurde (S. 281) und es einen Nachnamen wie Miklowcik im Polnischen schlichtweg nicht gibt, wie spätestens eine Recherche in umfangreichen und seriösen Online-Datenbanken zu Familiennamen nahe legt.

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Viva Polonia! Poznań und Gdańsk sind Star Trek!

Daneben gibt es noch eine Vielzahl von Story-Elementen, die äußerst fragwürdig sind. Der überaus gefühlsbetonte und äußerst persönliche Computer Kirks (vgl. S. 68f.), intrakranielle Sensoren für leitende Sternenflottenbeamte (vgl. S. 133) oder infraweiße Strahlung (vgl. S. 214) sind nur drei Beispiele für Momente, in denen die Autorin die Freiheiten arg strapaziert, die ihr zum Schreiben eines solchen Buches zur „Frühgeschichte“ des Star-Trek-Universums sicherlich zustanden. Dennoch finde ich, dass die Autorin diesen Freiraum völlig ausreizt, wenn sie von einer angeblich historischen militärischen Strafexpedition der Sternenflotte zum Planeten Vulkan berichtet, die dazu dient, deren Bewohner zu zwingen, an der Sternenflottenbelegschaft zu partizipieren (vgl. 324), denn dies passt nicht zum Bild der Organisation, wie es in Serie und Kinofilmen gezeichnet wird.
Dass dann auch noch ein Ende den Roman abschließt, in dem in märchenhafter Manier der Werdegang der einzelnen Figuren umrissen wird, ist wahrlich der Schlussakkord im Moll. Kitschig, und einem allgemeinen „Friede, Freude, Eierkuchen“-Motiv unterworfen, präsentiert sich hier eine Art Retroperspektive zukünftiger Ereignisse, die sich, gerade im Hinblick auf Jen-Saunor, den mysteriösen Autor des fiktiven Werkes „Fremde vom Himmel“, wie der alte Erdenschlusssatz „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.“ lesen.
Gleichermaßen ambivalent wie die Story und der zeitliche Bezug ist auch der Bezug auf den offiziellen Kanon. Die Rahmenhandlung dreht sich nämlich um den Absturz eines vulkanischen Forschungsschiffes im Jahr 2045 auf der Erde – 18 Jahre vor den in „Der erste Kontakt“ geschilderten Ereignissen und 89 Jahre nach den in „Carbon Creek“ skizzierten Geschehnissen. Im Grunde sind damit auch die beiden Erzfeinde dieses Buches genannt: Besonders am achten Kinofilm und der bislang letzten Fernsehserie beißt sich das Buch die Zähne aus, denn ein großer Teil der hier geschilderten Informationen steht in einem eklatanten Widerspruch zu den dort geschilderten Ereignissen. Bereits aus der erwähnten Rahmenhandlung ergeben sich nämlich so viele Folgefehler, dass es nur eine Frage der Zeit war, wann dieses Werk Lügen gestraft werden musste. Dabei sollte außerdem bemerkt werden, dass die Stimmung bei ENT und in „Der erste Kontakt“ weitaus mehr Spannungspotential bietet, als die konfliktarme Darstellung der kommenden Erdgeschichte in diesem Buch.
Als ob diese ganzen Gründe nicht schon abschreckend genug sind, gibt sich die Übersetzung alle Mühe, den Roman noch unlesenswerter zu machen. Unterlassenen Übersetzungen wie „Starfleet“ (S. 70) oder „Starfleet Command“ (S. 168) stehen abweichende Übersetzungen wie „Selbstvernichtungsanlage“ (S. 40) oder „Rotalarm“ (S. 99) gegenüber und nervigerweise reihen sich auch zwei andere Bekannte in den verhunzten Übersetzungsmurks ein: „Medo“-Kombination und „Des“-Präfixe.
Die verschiedenen zusammengesetzten Wörter mit dem Vorsatz „Medo“ entziehen sich in diesem Buch noch mehr meinem Verständnis als sonst. Während häufig Bildungen mit Bindestrichen zu finden sind („Medo-Offizier“ S. 133, „Medo-Personal“ S. 316 oder „Medo-Gruppe“ S. 322), lassen sich auf anderen Seiten bindestrichlose Varianten ausmachen („Medopack“ S. 27, „Medozentrum“ S. 49 oder „Medoscanner“ S. 126). In unmittelbarer Nachbarschaft dazu stehen Kürzel wie „MedAb“ (S. 185) in direktem Gegensatz zu Bezeichnungen wie „Medo-Abteilung“ (S. 212), und warum es auf S. 183 „Medizin-Praktikum“ und nicht „Medo-Praktikum“ heißt, ist mir ein - ehrlich gesagt -Rätsel.
Ebenso rätselhaft bleibt, warum so oft vom Adjektiv „desaktiv“(S. 87), verschiedenen Formen des mir unbekannten Verbes „desaktivieren“ (S. 93, S. 110 und S. 167) oder dem Substantiv „Desaktivierung“ (S. 112 und S. 176) die Rede ist. Völlig unnötigerweise werden „deaktiv“, „deaktivieren“ und „Deaktivierung“ ins Spannungsfeld zwischen „destabil“ (S. 111) und „Desorientierung“ (S. 468) gesetzt, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, wie das Verb tatsächlich in Film, Serien und Duden lautet.
Gleichermaßen belastend wirken auch die vielen Fehler bei der Schreibung von Eigennamen. So liest man schon mal „Fletscher Christian“ (S. 134) statt „Fletcher Christian“, „Kay“ (S. 168) statt „Ky“, „Kirsta” (S. 174) statt „Krista“ oder eben „Posnan“ (S. 281) statt „Poznań“ (von „Gdansk“ statt „Gdańsk“ rede ich ja gar nicht, aber ein „s“ kann mit viel gutem Willen durchaus von einem „z“ unterschieden werden).
Als ob das noch nicht genug wäre, stößt man auch noch auf viele kleine Fehler (z.B. „Allen“ S. 182 oder „Lasermoduln“ S. 417), merkwürdige Formulierungen („[…] in Außenwelt […]“ S. 80 oder „Airschiff“ S. 172) oder unnötige Übersetzungen von Eigennamen („TiefUnten“ S. 131).
Schade fand ich außerdem, dass die zentrale Erdorganisation mit „Geeinte Erde“ (S. 460) übersetzt wurde, anstatt sie durch Formulierungen wie „Vereinte Erde“ wenigstens die Nähe zu den „Vereinten Nationen“ zu rücken, wie es im englischen Original der Fall ist.
Auch der Sprachstil Kirks ist etwas rabiat. Ich für meinen Teil verbinde Ausdrücke wie „verdünnisieren“ (S. 178) oder „Klugscheißer“ nicht einmal in der deutschen Synchronisation mit dieser Figur.
Bei all der Meckerei bleibt eines jedoch als positiv herauszustellen: Die Übersetzungsanmerkungen auf den Seiten 130 und 347 sind hilfreich und lobenswert. Solche Lese- und Verständnishilfen sind viel zu rar gesät und gehören zu den wenigen Lichtblicken der Heyne-Translation, auch wenn sich der Verlag in seiner Neuauflage der Trilogie nicht die Mühe machte, wenigstens offensichtlichen Rechtschreibfehler zu beseitigen.

Anachronismen: Wie bereits angedeutet, gibt es eine ganze Reihe von Anachronismen, die das gesamte Werk auf tönerne Füße stellen und viele Anschlussfehler verursachen. Exemplarisch dafür kann man diesen Satz stehen lassen:

2068 wurden diplomatische Beziehungen mit der ersten vulkanischen Delegation aufgenommen und seitdem gab es in Hinsicht auf die Allianz zwischen Erde und Vulkan nicht die geringsten Probleme.“ (S.10)

In diesen wenigen Zeilen wird der gesamte konzeptionelle Gegensatz zur Enterprise-Serie deutlich, denn rivalisierende Informationen gab es dort (und auch in anderen Serien) zuhauf.
So sind die Behauptungen, dass es 2045 keine Nationalstaaten mehr gab und der dritte Weltkrieg bereits beendet sei (vgl. S. 15), im Angesicht von Informationen aus Folgen wie „Kontakte“ oder „Die dunkle Seite des Spiegels“ schlichtweg unwahr.
Gleichermaßen unglaubwürdig ist auch die Bemerkung, Savar hätte miterlebt, wie die Vulkanier die Lichtmauer durchbrachen (S. 42), denn Dialoge in „Erstflug“ legen nahe, dass er demnach selbst für vulkanische Verhältnisse erstaunlich alt gewesen sein dürfte – zumal ja auch die Romulaner irgendwie nach Romulus gelangt sein müssen.
Dem Reich der Mythen und urbanen Legenden über die Bundesgenossen der Menschheit entstammen wohl jene Äußerungen, die helle Augen bei Vulkaniern als genetische Besonderheit ausweisen. Wenn dem so wäre, wären so illustre Personen wie T’Les, V’Las oder sogar Surak Produkte genetischer Mutationen.
Doch generell waren Bonannos Informationen über Vulkan nicht sonderlich ausgewogen. Der Planet liegt nämlich nicht zehn (S. 157), sondern sechzehn Lichtjahre von der Erde entfernt („Zuhause“) und wenn die Einwohnerzahl 2045 bei 14 Milliarden lag (S. 462), muss in der alternativen Zeitlinie etwas schreckliches passiert sein, denn dort betrug die Einwohnerzahl im Jahr 2258 nur noch sechs Milliarden („Star Trek“).
Auf der Erde hingegen wird in dieser Zeit noch immer das Fernsehen genutzt, obwohl der allwissende Android Data in „Die neutrale Zone“ festhielt, dass dieses Medium seinen Zenit bereits 2040 überschritten hatte. Doch obwohl das Fernsehen dem allgemeinen Trend noch etwas hinterherhinkt ist man an anderer Stelle bereits einen Schritt voraus: Doch die Sternzeit kann nicht, wie behauptet, im Jahr 2087 (vgl. S. 297) eingeführt worden sein, da selbst Captain Archer während seiner Dienstzeit auf der Enterprise noch immer auf traditionelle Datumsangaben zurückgreifen muss („Broken Bow“).
Die Centaureaner gehören hingegen zu den umstrittenen Spezies des Star-Trek-Universums. Obwohl in den verschiedenen Serien nie von einer im Alpha-Centauri-System lebenden Spezies, sondern nur von menschlichen Kolonien berichtet wurde („Borderland“), verortete das Rollenspielwerk FASA hier eine Spezies und beschrieb eine Entdeckungsgeschichte, die mit den Beschreibungen in „Fremde vom Himmel“ übereinstimmt. Doch die detaillierten Angaben wurden spätestens mit dem achten Kinofilm ad absurdum geführt, als unumstößlich festgelegt wurde, dass Zefram Cochrane auf der Erde geboren wurde.
Doch auch die Spezies der Coridianer wurde nicht sehr treffend beschrieben (S. 130), obwohl bei Enterprise aus Versehen zwei verschiedene Masken benutzt wurden („Im Schatten von P’Jem“ und „Dämonen“).
Bei den vielen Rassen, die in der Föderation untergekommen sind, kann man allerdings schon mal schnell den Überblick verlieren. Aber es sind mitnichten gleich 500 Mitgliedswelten (vgl. S. 448), die in dieser Weltraum-UNO organisiert sind, sondern lediglich 150 („Der erste Kontakt“) – während Kirks kurzer Dienstzeit dürften es sogar bedeutend weniger gewesen sein.
Die gute Nachricht zum Schluss: der Leser muss nicht auf gewohnte Anachronismen verzichten, denn mit der Erwähnung von Steuergeldern (S. 64) und bei gepfefferten Preisen für echte Bücher (S. 64) kommt auch dem guten alten Geld genau die Beachtung zu, die es laut Kirks eigener Aussage gar nicht mehr bekommen sollte.

Fazit: „Fremde vom Himmel“ zeichnet sich durch eine gewisse Schizophrenie aus.
Zum einen eng mit dem Kanon verwoben, widerspricht das Buch ihm zum anderen jedoch ständig.
Während es einerseits unglaublich spannend zu lesen ist, ist die Story andererseits altbekannt. Obwohl er eine weit entfernte Zukunft beschreibt, nutzte er offen die aktuellen politischen Gegebenheiten seiner Zeit, die heutzutage keine Rolle mehr spielen.
Diese Widersprüche, gepaart mit einer schlechten Übersetzung, rechtfertigen das Lesen nur in begrenztem Maß. Sofern man dieses Werk direkt nach „Die erste Mission“ liest, bedeutet dies sicherlich eine Steigerung, doch den Vergleich zu besseren Star-Trek-Romanen hält es nicht aus.

Denkwürdige Zitate:

Die Gründung der Föderation war eine historische Notwendigkeit.“ Kirk, S. 35

Zerstörung vor Entdeckung.“ Savar, S. 39

Hören Sie, Sawyer! Vielleicht haben's Tatya und Yoshi den ganzen Tag über miteinander getrieben und wünschten sich Hintergrundmusik! Es gibt Dutzende von möglichen Erklärungen, und eine ist harmloser als die andere. Warum wittern Sie sofort Verschwörungen?“ Nyere, S. 63

Ich glaube, ich war gestern ziemlich … brüsk, nicht wahr?
Wenn man mit Vulkaniern zu tun hat, darf man zwei Dinge nie in Frage stellen, Jim: ihre Kompetenz und Ehrlichkeit. Du hast es gestern geschafft, gleich beides in Zweifel zu ziehen. Tja, ich wußte schon immer, daß Du sehr begabt bist...
Kirk und Gary Mitchell, S. 215

Nun, wahrscheinlich beobachten sie uns schon seit Jahren und wissen nicht so recht, ob sie weinen oder lachen sollen“ Jeremy Grayson, S. 322

Denn unsere Bestimmung liegt dort, wo noch kein Seefahrer gewesen ist...“ T'Lera, S. 454

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Schiffe und Raumschiffe: When worlds collide

Es ist keine Lüge, die Wahrheit für sich zu behalten, und manchmal sollte das Wahre unausgesprochen bleiben.“ T'Lera, S. 479

Bewertung: Ein Kind der Zeit.

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Weiterführende Leseliste

Die Anfänge 01: Die erste Mission
Die Anfänge 02: Fremde vom Himmel
Die Anfänge 03: Die letzte Grenze

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