Dienstag, 28. Dezember 2010

These are the Voyages...

Seit ein paar Tagen ist das Weihnachtsfest vorbei. Die ganze Besinnlichkeit, die viele Zeit mit der Familie und nicht zuletzt die vielen Geschenke haben mich dazu bewogen, zur Feier des Tages einmal etwas anderes zu rezensieren, als immer nur Romane.
Diese Buchbesprechung ist in erster Linie meinem Freund und Kupferstecher K'olbasa vom der Star-Trek-Tafelrunde Potsdam gewidmet, der meine Frau und mich nicht nur an Heiligabend bewirtete und beschäftigte, sondern auch dieses Buch geschenkt hat.
Vielen Dank für alles, K'olbasa!
In zweiter Linie ist es ein verspäteter Weihnachtsgruß an all die treuen Leser da draußen, die selbst an eher ruhigen Tagen immer wieder vorbeischauen.
Danke für alles, ihr treuen Leser!

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Buchbesprechung Kurts, Charles: These are the Voyages.... Pocket Books, 1996.

Story: Gut, eine eigentliche Handlung sucht man in diesem Buch vergebens.
Natürlich erzählen die berühmten Sternenflottencaptains Kirk, Spock, Picard, Sisko und Janeway von ihren Einsatzorten und ihren Kameraden doch mehr als einige äußerst kurze Einblicke in verschiedene Missionen werden dem Leser nicht gewährt.
Doch warum auch – ausnahmsweise ist hier das Lesen zweitrangig, denn „These are the Voyages...“ ist eher etwas zum Anschauen, als zum Lesen...

Lobenswerte Aspekte: Auch wenn es einige Leute abstreiten, verheimlichen oder vergessen haben:
In jedem von uns steckt irgendwo ein Kind.
Au diesem Grund schauen wir schon mal verstohlen über den Bauzaun hinweg auf die Planierraupe, die auf der Baustelle um die Ecke so scheinbar fleißig wie offensichtlich sinnfrei massenhaft Erdreich von einer Ecke zur anderen schiebt. Oder öffnen in einem scheinbar unbeobachteten Moment heimlich alle Türchen des Weihnachtskalenders, um den Inhalt weit vor dem Fest vollständig zu verdrücken. Es kann sich aber bei dieser Wetterlage auch schlichtweg darin manifestieren, dass man den allgegenwärtigen Schnee nutzt, um Bälle daraus zu formen und sie freudig strahlend in Richtung Freundin wirft.
Wer also noch nicht völlig mit seinem kindlichen Ich abgeschlossen hat, wird an diesem Buch seine helle Freude haben.
Es geht sogar noch einfacher: Anstatt nur das Kind in sich selbst zu wecken, genügt es schon, ganz einfach ein Kind zu sein!
Seien wir doch mal ehrlich: Dank Clone-Wars und Star-Wars-Lego ist eine ganze Generation potentieller Star-Trek-Fans gerade dabei, eine völlig falsche Richtung einzuschlagen, nur weil es nichts gibt, was Star Trek diesem Jungpublikum bieten kann.
'Moment einmal!', wird da vielleicht jener Hardcore-Trekkie ausrufen, der den Star-Trek-Trickfilmableger „The animated Series“ (TAS) aus den Siebzigern allen Ernstes für kindgerechte Kost hält.
'Humbug!' entgegne ich solchen Leuten, 'Humbug!'. Viel zu viele der Folgen sind nicht geeignet, um kleinen Kindern überhaupt zugemutet zu werden. Außerdem verhindert das mittlerweile stattliche Alter der Serie, ihre Qualität und die Tatsache, dass ein farbenblinder Regisseur den Großteil der Folgen beaufsichtigte, dass Kinder dieses Jahrtausends der Serie sonderlich viel Aufmerksamkeit schenken.
Was nicht bedeuten soll, dass die Kinder von Heute, respektive Jugend von Morgen verwöhnt ist. Im Gegenteil. Schon mit einfachen Mitteln kann es gelingen, sie wieder für das weitaus wissenschaftlichere und eindeutig bessere Stück Science Fiction zu begeistern.
„These are the Voyages...“ ist so ein Mittel, denn es handelt sich nicht um ein Buch im klassischen Sinn, sondern um ein sogenanntes „Pop-up-“ beziehungsweise „Steh-auf-Bilderbuch“. Blättert man darin herum, so entfalten sich mit jeder neue Seite Objekte aus Pappe, die durch das Aufklappen einen gewissen Grad an Räumlichkeit erzeugen.
Egal ob jung oder alt – das Aufschlagen jeder einzelnen Seite bereitet bereits Freude, die noch dadurch verstärkt wird, dass auch andere Gimmicks, wie Drehfelder, Laschen zum ziehen oder das Linsenrasterbild auf dem Buchcover die Möglichkeit zu Interaktion bieten. Dort bewegt man die Schwanzflosse eines Buckelwals, hier verwandelt man Picard in Locutus und da saust die Enterprise dem Betrachter mit Warp entgegen!
Abgesehen von einer kleinen Ausnahme (Odos Darstellung ist im Vergleich zum Rest vielleicht ein wenig popelig) sind die einzelnen Steh-auf-Bilder von recht hoher Qualität, was schon allein deshalb so bemerkenswert ist, weil größtenteils Zeichnungen, beziehungsweise gemalte Figuren verwendet wurden. Wer die teilweise schludrigen Ratebilder aus den vielen Star-Trek-Comics von Gold Key bis IDW kennt, wird die Darstellungen dieses Buches zu schätzen wissen.
So richtig viel Spass hat man allerdings erst, wenn man sich dieses Werk zusammen mit Kindern ansieht.
Die Töchter und Söhne, Nichten und Neffen, Patenkinder und Bekanntenbälger können mit diesem Buch spielerisch einen Eindruck davon bekommen, wer Captain Kirk, was ein Klingone oder welches Schiff die Enterprise-D ist. Danach interessiert es sie von ganz allein, mehr über Star Trek zu erfahren (die klassische Episode „Kennen Sie Tribbles?“ eignet sich im Anschluss an die gemeinsame Lektüre ganz besonders). Und so ist nach einem spaßigen Nachmittag für beide Parteien wieder ein Kind aus den Klauen der dunklen Seite der Macht errettet und in die offenen Arme der Föderation geleitet worden. Ein kleiner Sieg für Anstand, Moral und den großen Vogel der Galaxis...

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Ein Spaß für die ganze Familie!

Kritikwürdige Aspekte: Die heile Föderationswelt dieses Buches kann leicht Risse und Kratzer bekommen.
Das ist noch nicht einmal figurativ gemeint, denn tatsächlich tauchen an jenen Stellen, an denen die Pop-ups sich immer wieder auf- und wieder niederfalten, schon nach kurzer Zeit Gebrauchsspuren auf. Fettige Finger, häufiges Ziehen an den Laschen oder unvorsichtiges Zusammenfalten tun ihr Übriges.
Ganz besonders im Umgang mit Kindern ist es daher ratsam, vor dem gemeinsamen Durchblättern Verhaltensregeln aufzustellen. Sobald man nämlich bewusst macht, wie fragil die einzelnen Bildbestandteile sind, gehen Kinder damit auch sorgsamer um.
Dennoch würde ich dringend davon abraten, jungen Mädchen und Jungen dieses Buch einfach zu schenken oder zur Selbstbeschäftigung zu überlassen. Gerade weil sich ihnen der Zusammenhang zwischen den einzelnen Serien, Figuren und Objekten noch nicht erschließt und Papier so ein empfindliches Material ist, sollten stets Erwachsene zusammen mit den Kindern darin herumstöbern.
So erhöht sich die Lebensdauer des Buches und bei weiteren gemeinsamen Bücherstunden kann das erworbene Wissen gemeinsam gefestigt und ausgebaut werden.
Dass Kindermund Wahrheit kundtut, ist ein allgemein bekanntes Kulturgut. Daher sollte man sich besonders als „Wachsener“, der sich der Preise, Materialkosten und des Arbeitsaufwandes bewusst ist nicht aus allen Wolken fallen, wenn die „Kleinlinge“ nicht ganz zu Unrecht Enttäuschung darüber äußern, dass dieses Buch so schnell zu Ende ist.
Tatsächlich verfügt es nämlich nicht über mehr als vier Seiten. Die sind fraglos prächtig und unterhaltsam, doch man kann sich schon fragen, warum Deep Space Nine und Voyager auf eine gemeinsame Seite gequetscht wurden.
Zudem fehlen auf dieser Seite einige etablierte Charaktere wie Tasha Yar, Ro Laren, Dr. Pulaski, Rom oder Nog; über andere, die jene Serie später komplettierten, wie Worf, Ezri, Vic Fontaine, Seven of Nine oder Icheb sollte man hingegen hinwegsehen. Schließlich erschien dieses Werk anlässlich des dreißigjährigen Jubiläums Star Treks 1996, als entsprechende Entwicklungen noch zu frisch oder noch gar nicht abzusehen waren.
Trotzdem fehlen TAS die TNG-Filme (wenn schon die Original-Filme eine eigene Seite bekommen haben). Immerhin steht 2016 das fünfzigjährige Jubiläum ins Haus – vielleicht erscheint dann ja ein ähnliches Buch, dass diese Lücken ausmerzt und ein paar mehr Seiten bietet, auf denen nicht nur die bereits genannten Ableger Aufnahme finden, sondern auch Serien wie Enterprise oder Filme wie Star Trek XI.
Sofern dies geschehen sollte, würde es sich anbieten, das Konzept etwas zu verbessern. Besonders die aufklappbaren Seitenelemente mit Bildern muss man nämlich stark überstrecken, um sie richtig sehen oder betätigen zu können. Auch dass trägt nicht unbedingt dazu bei, die Lebensspanne des Buches zu verlängern kann mit Fug und Recht als Achilles-Ferse des Werkes bezeichnet werden.

Übersetzung: Selbst ist der Mann.
Oder die Frau.
„These are the Voyages...“ ist bislang noch nicht auf Deutsch erschienen und die einzelnen, teilweise recht intim anmutenden Berichte einzelner Captains sind daher nur in englischen Original erhältlich. Aber die überschaubaren Texte sind nicht sehr kompliziert und etwaige unbekannte Wörter können problemlos selbständig erschlossen werden.
Wenn schon Erwachsene damit keine Probleme haben sollten, so stört es Kinder noch weniger. Spontanübersetzungen durch den Vorleser stellen keine große Hürde dar und ohnehin sind die Bilder der Star des Buches. Der Text ist also absolut zweitrangig, zumal man ohnehin schnell merken wird, wie stark die Fantasie der jungen Betrachter mit jedem neuen Objekt angeregt wird. Oft reichen da schon die Namen der abgebildeten Personen völlig aus – Nachfragen kommen von ganz allein.

Anachronismen: Bei so wenig Text bleibt auch nur wenig Platz für zweifelhafte Äußerungen. Tatsächlich sind die Personenbeschreibungen so vage und inhaltsfrei, dass es keinen Platz für Widersprüche gibt. Auch die kurzen Einführungstexte aus der Feder der einzelnen Kommandanten sind entsprechend bündig und voller nichts sagender Allgemeinplätze, dass nichts widersprüchliches darin auszumachen wäre.

Fazit: Um kommende Generationen von Star-Trek-Fans bei der Stange zu halten, empfiehlt es sich, bereits frühzeitig damit zu beginnen, dem schädlichen Einfluss Star Wars' entgegenzu wirken. Mit diesem Buch kann dies gelingen, denn das hochwertige Buch faszieniert große und kleine Leser beziehungsweise Betrachter.
Dass es etwas empfindlich und vor allem sehr kurz ist, mag auffallen, jedoch nicht stören. „These are the Voyages...“ ist eine wahre Perle in jeder Büchersammlung deren Anschaffung sich definitiv lohnt.

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Gerettete Seelen

Denkwürdige Zitate:

Wie bereits angemerkt, lohnt sich ein Textauszug nicht. Daher lass ich noch einmal Bilder sprechen.

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TOS, S. 1

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Kinofilme, S. 2

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TNG, S. 3

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DS9 und Voyager, S. 4

Bewertung: Ein Spaß für groß und klein.

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