Samstag, 20. Juni 2009

Starfleet Kadetten 04: Das Sternengespenst

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Buchbesprechung Strickland, Brad: Das Sternengespenst. Heyne, 1994/1995.

Story: Jake Sisko ist vor gar nicht allzu langer Zeit zusammen mit seinem Vater auf der Raumstation Deep Space Nine angekommen. Der Sohn des Stationskommandanten hat keine große Auswahl bei der Wahl seiner Spielkameraden, und daher knüpft er freundschaftliche Bande zu Nog, einem Ferengijungen.
So wird Jake eines Tages Zeuge, wie Nog vor einer Kleinkinderzeichnung davonrennt. Er findet heraus, dass ein ‚Ferengest’, so eine Art Kapitalistenpoltergeist, seinen besten Freund Angst und Bange macht. Doch Jake glaubt nicht einmal in dem Moment an Geister, als diese Gestalt plötzlich direkt vor ihm steht.
Während Nog gegen die Panik kämpft, folgt Jake dem durchsichtigen Wesen, und stellt fest, dass es sich bei dem vermeintlichen Gespenst lediglich um ein fremdes Wesen in einer anderen Dimension handelt. Es transformiert auch Jake um mit ihm kommunizieren zu können, da es eine wichtige Botschaft zu übermitteln hat: In einem der Reaktoren der Station befindet sich nämlich eine Bombe!
Doch Jakes Übertritt in die fremde Dimension hat den schwerwiegenden Nachteil, dass eine Rückkehr in die eigene Dimension nur durch den Gebrach eines Transporters möglich ist! Erwachsene können Jake nicht mehr wahrnehmen und somit ist der unstete Nog die einzige Hoffnung für Jake Sisko und die Raumstation Deep Space Nine…

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Who you gonna call?

Lobenswerte Aspekte: Habe ich zuvor nach der Lektüre der von Peter David verfassten Teile „Worfs erstes Abenteuer“, „Mission auf Dantar“ und „Überleben“ nur noch missmutig gelesen, so muss ich doch zugeben, dass dieses Buch recht erfrischend ist. Strickland, dessen Story etwas an die TNG-Episode „Die imaginäre Freundin“ erinnert, schafft es trotz aller Widrigkeiten, seiner Geschichte Pepp und eine gewisse Frische zu verleihen, die den Leser wieder versöhnlich stimmen.
Natürlich bleibt die Handlung an Kindern bzw. Jugendlichen orientiert, doch schon der bewusste Verzicht auf ‚Zufälle’ verleiht der Handlung vermehrte Glaubwürdigkeit. So ist es zwar passend für die Story, Molly als Medium zur Kommunikation mit den Erwachsenen der Station zu nutzen, doch es wird der Wahrscheinlichkeit durch die Tatsache gehuldigt, dass dieser Versuch in die Hose geht.
Zudem schmückt Strickland die die Ferengikultur bunt aus. Nogs Verhandlungen mit Jake ob dessen Nachhilfebedürfnisses sind nicht nur passend, sondern sogar amüsant. Tatsächlich ist der humoristische Aspekt dieses Werkes, besonders in Hinblick auf die Zielgruppe, als durchaus gelungen zu bezeichnen.
Die Charaktere sind glaubhaft und selbst die noch von Vandalismus und Pionierarbeit geprägte frühe Phase der Serie sind gut eingefangen und der Autor versteht es, die sich daraus bietenden Möglichkeiten entsprechend zu nutzen. Dass eine solche Station nämlich besonders für entdeckungsfreudige Kinder ein einziger riesiger Abenteuerspielplatz ist, kann ich für meinen Teil jedenfalls gut nachvollziehen.

Kritikwürdige Aspekte: Warum dieser Roman unter den Titel „Starfleet Kadetten“ gepresst wurde, entzieht sich meinem Verständnis. Im Gegensatz zu seinen drei Vorgängern spielt die Handlung nicht an der Akademie oder orientiert sich an den Erlebnissen verschiedener aus diversen Serien bekannter Charaktere als Kadetten. Jake Sisko verweigert sich später sogar der Bewerbung an der Sternenflottenakademie! Wenn man also eine Reihe für Kinder konzipiert, sollte man einen passenderen Titel wie „Die kleinen Strolche“ oder „Wunderbare Jahre“ wählen, um so etwas unter die Leute zu bringen.
Das schlimmste an diesem Roman ist jedoch etwas, was bei allen Vorgängern immer ein Qualitätsmerkmal war: Die Zeichnungen.
Lustlos und unbeholfen; ja sogar künstlerisch wertfrei und dilettantisch wären Begriffe, die sich auf die grottenschlechten Abbildungen anwenden ließen. Die Bildausbrüche sind versucht, jedoch nicht geglückt und die Ähnlichkeit mit den bekannten Protagonisten ist, wenn überhaupt, nur sporadisch vorhanden.
Außerdem scheint sich der Urheber Hamilton an den Filmen „Der Herr der Ringe“ orientiert zu haben. Nun gut, Peter Jacksons Filmprojekt war 1994 noch nicht einmal in Planung, doch wenn man sich die Illustrationen ansieht, fällt schon auf, dass der ‚Ferengest’ Dhraako wie ein nazgul und Nog wie Gollum mit Akne aussieht.
Die Übersetzung spielt dem Leser längst gewohnte Streiche. Zum einen verwendet sie auch weiterhin konsequent das Wort „Starfleet“ unübersetzt, während aus „Holosuiten“ einfach mal eben „Holokammern“ (S. 9) und aus „Runabouts“ plötzlich „Flitzer“ (S. 120) werden. Außerdem findet sich auf Seite 37 die Formulierung „[…] Geschichte des Baseball […]“, der eindeutig ein „s“ fehlt, um den Genitiv anzuzeigen.
Schließlich finden sich auch noch einige andere Schlafmützigkeiten: Auf der Seite 64 wird eine Äußerung Quarks einfach Odo untergeschoben und dreizehn Seiten zuvor wird Nogs Neuinterpretation des Wortes „Hirngespinste“ (S. 51) korrigiert, obwohl dieser jenes Wort zuvor orthographisch völlig korrekt wiedergegeben hatte. Was ist dort bloß geschehen?
Nun, ich persönlich schätze mal, dass da irgendjemand ganz einfach bei der Übertragung ins Deutsche geschusselt hat…

Anachronismen: Dass „[…] die Station einen Zeitrhythmus von vierundzwanzig Stunden“ hat, stimmt nicht mit den Äußerungen aus der Episode „Leben in der Holosuite“ überein, in der vereinbart wird, Vic Fontaines Programm „[…] 26 Stunden pro Tag […]“ laufen zu lassen.
Völlig unverständlich ist mir außerdem, warum Quark seinen Bruder Rom zu Verhandlungen mit Lieferanten schickt. Der selbe Bruder, der später das Etablissement bestreikt und der dem Erwerb von Reichtümern entsagt, würde Quark meiner Meinung keine so wichtige Aufgabe übertragen, die so vitale Bereiche des Barbetriebs abdeckt.
Schließlich hat mich auch sehr erstaunt, dass es zwei von Sisko entsandten Runabouts gelingt, ein den groben Zeichnungen nach zu urteilen Schiff der Galor-Klasse aufzubringen. Natürlich sind diese Schiffe nicht die fortschrittlichsten Kreuzer des Universums, aber zwei Runabouts?? Das ist nun wirklich etwas übertrieben, selbst wenn es Probleme mit den Schilden hatte.

Fazit: „Das Sternengespenst“ hat aus den Fehlern seiner Vorgänger gelernt, und präsentiert sich zielgruppenoriertierter und unberechenbarer. Sofern man ihn unter dieser Prämisse betrachtet, bleibt er im Rahmen seines Anspruchs glaubwürdig, spannend und sogar lustig. Dennoch bleibt es ein Kinderbuch und die qualitativ minderwertigen Zeichnungen, die Übersetzungsschludrigkeiten und die Anachronismen bilden ein Gegengewicht zu den positiven Gesichtspunkten. Alles in allem ist es jedoch bislang eines der lesenswertesten Bücher der Reihe – solange man den Rahmen respektiert.

Denkwürdige Zitate

Kennen Sie sich zufällig mit Ferengi aus?
Genug um meine Finger zu zählen, nachdem ich einem die Hand gereicht habe.“ Jake und Kira Nerys, S. 27

Ein Krieger schläft im Zelt eines Feindes schlecht.“ Altes cardassianisches Sprichwort, S. 32

Bewertung: Nettes Kinderbuch.

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Weiterführende Leseliste:

Starfleet Kadetten 02: Worfs erstes Abenteuer
Starfleet Kadetten 03: Mission auf Dantar
Starfleet Kadetten 04: Überleben
Starfleet Kadetten 05: Das Sternengespenst
Starfleet Kadetten 06: In den Wüsten von Bajor
Starfleet Kadetten 07: Freiheitskämpfer
Starfleet Kadetten 08: Das Schoßtierchen
Starfleet Kadetten 09: Erobert die Flagge
Starfleet Kadetten 10: Die Atlantis Station
Starfleet Kadetten 11: Die verschwundene Besatzung
Starfleet Kadetten 12: Das Echsenvolk
Starfleet Kadetten 13: Arcade
Starfleet Kadetten 14: Ein Trip durch das Wurmloch
Starfleet Kadetten 15: Kadett Jean-Luc Picard
Starfleet Kadetten 16: Picards erstes Kommando
Starfleet Kadetten 17: Zigeunerwelt
Starfleet Kadetten 18: Loyalitäten

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