Sonntag, 3. Januar 2010

Star Trek II: Der Zorn des Khan

Aus aktuellem Anlass: An all die Besucher, die glauben, hier irgendwo Beweise zu finden, dass Karl-Theodor zu Guttenberg sich bei seiner Abschiedsrede im zweiten Star-Trek-Kinofilm "Der Zorn des Khan" bediente:

Es stimmt nicht.

Den Satz

"Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht."

hat es in diesem Film nirgendwo gegeben und als jemand, der bei den Filmdialogen tatsächlich mitsprechen kann, glaube ich fest daran, dies beurteilen zu können.
Also lest lieber diesen Beitrag Daniel Bröckerhoffs, der sich mit der Entstehung dieses Mythos' beschäftigt, als Euch aus bloßer Skandalsucht statt ernstem Interesse diese Rezension durchzulesen.

Danke.

Buchbesprechung McIntyre, Vonda: Star Trek II. Der Zorn des Khan. Heyne 1981/1992.

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Story: Der Akademiealltag hat Admiral Kirk inzwischen wieder fest im Griff. Verwaltungsarbeit, Bürokram, Ausschusssitzungen - und ab und zu mal, so als eine Art Aufmunterung für zwischendurch, darf der alternde Fuffziger Kadetten in der Kobayashi-Maru-Simulation den letzten Funken Optimismus aus dem Ego treiben.
Da kommt die Aussicht auf ein mehrwöchiges Manöver weit weg vom heimischen Büro gerade recht, zumal dieser Kurztripp nicht unter Mitwirkung der guten alten, doch mittlerweile längst zum Schulschiff degradierten USS Enterprise NCC-1701 laufen soll, sondern auch den Abschied von seiner alten Crew markiert.
Doch mitten in den Tiefen des Alls bekommt Kirk plötzlich einen Kurzanruf seiner Ex, die sich darüber beschwert, dass Kirk ihr irgendetwas namens 'Genesis' wegnehmen würde nur um kurz danach gleich wieder aufzulegten (Anm. des Verfassers: Dramatisation! Beschreibung muss nicht hundertprozentig mit der Buch- oder Filmdarstellung übereinstimmen!!).
Kirk schmeißt daraufhin seinen Diaprojektor an, um seinen Freunden Spock und Pille zu zeigen, dass sich hinter dem Namen eben doch nicht die gleichnamige TNG-Episode, die SEGA-Konsole oder die britische Band verbergen, sondern ein neues Föderationsprojekt, dass aus unbelebten Planeten blühende Kolonien zaubert.
Das militärische Potential liegt auf der Hand, denn Genesis kann nicht nur unbewohnte Planeten bewohnbar machen, sondern auch bewohnte Planeten von ihren Einwohnern befreien – ein Tor zur ethnischen Säuberung von galaktischem Ausmaß. Die Gefahr ist also so offensichtlich, dass sich Kirk einen Blankoscheck von der Sternenflottenspitze besorgt und das Schiff geradewegs in Richtung des Raumlabors, in dem sich seine Ex Carol Marcus gerade befinden müsste, steuert. Doch Marcus ist nicht nur seine Verflossene, sondern auch die Mutter seines Sohnes, der, ohne etwas von seinem prominenten Vater zu ahnen, noch immer bei seiner Erzeugerin wohnt.
Auf dem langen Weg zur Regulus-I-Station [sic!, vgl. S. 33] wird die Enterprise plötzlich von einem Schiff aus der eigenen Flotte angegriffen: Die USS Reliant NCC-1864 wurde von einem alten Erzfeind Kirks gekapert: Khan Noonien Singh, der nun den toupetbedeckten Kopf des Admirals als Genugtuung für den Tod seiner Frau verlangt und als Zugabe auch noch die Herausgabe sämtlicher Genesis-Daten fordert.
Kirk sitzt in der Zwickmühle. Das stark beschädigte Schiff voller unerfahrener Kadetten ist nur bedingt in der Lage, dem genetisch aufgewerteten Supermenschen Khan Paroli bieten zu können, seine Ex-Frau meldet sich nicht mehr und zu allem Überfluss benötigt der in die Jahre gekommene hochdekorierte Offizier eine Brille.
Schließlich jedoch fällt ihm doch noch ein letzter Ausweg ein: Sofern Khan nicht daran gedacht hat, diese Möglichkeit zu eliminieren, könnte die Enterprise mit der Leitziffer der Reliant die Kontrollen des Schiffes übernehmen, und das Schlachtenglück zu seinen Gunsten lenken...

Lobenswerte Aspekte: Der zweite Star-Trek-Film bringt dem Zuschauer neben einigen alttbekannten auch eine Vielzahl neuer Charaktere näher. Da hätten wir Dr. Carol Marcus, ihren Sohn David, Peter Preston, natürlich Saavik und Khans Sidekick Joachim. In Anbetracht der Tatsache, dass der Film keine zwei Stunden auf die Uhr bringt, und zu einem großen Teil aus Raumschlachten (oder deren Simulation) besteht, kann man sich ausmalen, dass den einzelnen Nebenfiguren hier nur wenig Spielraum überlassen wurde, um sich durch irgendwelche charakterliche Tiefe auszuzeichnen. Naturgemäß ist dies in den Begleitbüchern anders, und auch diese Novellisation macht dabei keine Ausnahme.
Logisch, dass diese Sonderausstattung in erster Linie Saavik zu Gute kommt. Hin (vgl. S. 25) und wieder (vgl. S. 80) wird der geneigte Leser mit sporadischen, nichtsdestotrotz jedoch spannenden biografischen Einblicken angefüttert und die Figur wird nicht nur deutlich von anderen Vulkaniern abgehoben, sondern auch mit vielversprechenden Charakterfehlern gespickt, die ein großes Interesse schüren, den weiteren Werdegang dieser Figur zu verfolgen. Nur logisch also, dass die attraktive junge Frau Spock ersetzen sollte (vgl. S. 215), denn dessen Tod am Ende des zweiten Star-Trek-Kinofilms war in erster Linie dem Unwillen Leonard Nimoys geschuldet, auch weiterhin als Darsteller für den Wissenschaftsoffizier der USS Enterprise zur Verfügung zu stehen.
Besonders hervorzuheben ist neben Saavik definitiv auch Joachim, dessen Wandel vom hörigen Anhänger Khans zum von Zweifeln geplagten Mittäter hier ausführlich beschrieben wird. Als Gegenpol zu Khans intensiven Gewaltanwendung bieten seine Auftritte dem Leser einen Anhaltspunkt dafür, dass genetische Manipulation die Essenz des Menschseins trotz allem nicht zu verdecken in der Lage ist.
Neben diesen beiden Figuren sollten allerdings die anderen, eher geheimen Helden des Buches auf keinen Fall unterschlagen werden: Die wissenschaftliche Crew Dr. Carol Marcus'.
Gut, im Film wird wenigstens Jedda kurz benannt, doch man kann während des Zuschauens kaum erahnen, dass der behaarte HiWi ein Deltaner sein soll. Die beiden wichtigsten Säulen des Genesis-Projektes, die Doktoren Vance Madison und Delwin March finden hingegen auf Celluloid keinerlei Erwähnung. Das ist im Buch anders und neben diesen beiden durchgeknallten Forschern werden selbst der Koch Yoshi und der Steward Jan beschrieben.
Mit dem dazugewonnenen Platz vertieft die Autorin Vonda McIntyre außerdem einige zentrale Aspekte der Filmhandlung. Hierbei soll nur der wechselseitige Stolz von Papa Kirk und Sohnemann David ins Feld geführt werden (vgl. S. 211 oder S. 234), der um einiges einfühlsamer als im Film betrachtet werden kann.
Die Autorin McIntyre, der die Star-Trek-Bücherwürmer aufgrund ihres Romans „Der Entropie-Effekt“ den Erfolg und damit auch die Weiterführung der Star-Trek-Romanableger verdanken, hat sich in dieser Verschriftlichung eines Kinofilms nicht nur darauf beschränkt, den Charakteren mehr Spielraum zu geben. Sie beweist ihr literarisches Geschick mit dem besten Argument, das es auf der Welt gibt: Sie beruft sich auf andere Autoritäten.
So lassen sich in einer an sich eher unspektakulären Romanversion eines Filmes Verweise auf die ganz großen Namen der englischsprachigen Literaturgeschichte finden: Dickens (vgl. S. 28), Shakespeare (vgl. S. 45), Carroll (vgl. S. 113), Melville (vgl. s. 216) oder Barrie (vgl. S. 236).
Mittlerweile hat sich dieses Buch jedoch längst fest im Star-Trek-Bücherkanon etabliert. Andere Werke, wie DuanesDas Schlachtschiff“ nehmen genauso auf dieses Werk Bezug (vgl. S. 62), wie die Vanguard-Reihe, in der es ein Wiedersehen mit Clark Terrell und Carol Marcus gibt.

Kritikwürdige Aspekte: „In der Kürze liegt die Würze. So sagt man in unserem Teil der Galaxie, und wenn ich es einmal so formulieren dürfte: Diesem Roman fehlt die Würze.
Nicht dass die vielen Nebeninformationen schlecht wären, doch eines der großen Kunststücke des meiner Meinung nach besten TOS-Kinofilm liegt darin, trotz der wenigen zur Verfügung stehenden Erzählzeit eine große Menge an Handlung, Wendungen und Informationen zu konzentrieren.
Wenn man sich nun das Buch zu Gemüte führt, merkt man schnell, dass Bennetts und Meyers großer Verdienst darin lag, den Film so zusammenzustauchen, dass etwas schlüssiges und zugleich kompaktes dabei herauskam, das dennoch einen Flair sonder gleichen bietet.
Der Roman lässt dies vermissen, denn er verliert sich zu oft in lang gezogenen Beschreibungen, die dem größeren Erzählrahmen kaum oder selten zugute kommen. Besonders die ausufernden Beschreibungen der Geschichte Delwin Marchs, Vance Madisons und Peter Prestons bergen zwar Potential, ziehen sich jedoch auch unnötig in die Länge.



So kurz kann's gehen: Star Trek II in 117 Sekunden und als Oper


Übersetzung: Was will man eigentlich zur Übersetzung dieses Buches sagen, wenn das Original „Der Zorn des Khan“ in der deutschen Synchronisation schon so bescheiden übersetzt ist?
Nur zur Erinnerung: In diesem halbherzigen Übersetzungsversuch kann/ muss man Sätze wie „Die Daten von Kobayashi Maru!“, „Verteidigungsfelder in Energie!“ oder „Seine Struktur deutet auf zweidimensionales Denken hin.“ hören, die sowohl in Grammatik, als auch an Wortschatz so richtig daneben liegen.
Mein persönlicher Höhepunkt, bei dem sich mir jedesmal beim Zuhören die Hirnrinde kräuselt, ist ein Satz Uhuras. Der lautet im Deutschen so:

Empfange eine sprachliche Mitteilung! Sie sagen ihr Laderaum überlaste ihr Nachrichtensystem!

Ihr Laderaum? Wie macht er das? Oder passiert das bei LKWs auch immer, dass der CB-Funk ausfällt, wenn der Anhänger voll beladen ist?? Und was bitteschön soll denn die Reliant, die nichts anderes tut, als irgendwo im Nirgendwo der Galaxie nach Planeten zu suchen, geladen haben? Felsen ohne Spuren von Vorlebensformen?? Eine Auflösung dieses haarsträubenden Blödsinns bietet ein Umschalten auf das englische Original. Dort vermeldet Uhura nämlich:

I'm getting a voice message. They say their Chambers coil is overloading their com-system!

Aha! Eine Chambers-Spule! Macht jetzt auch nicht soviel Sinn für mich, weil ich gar nicht weiß, wozu diese Spule überhaupt da ist, doch es klingt für mich erst einmal glaubwürdiger als überfüllte Laderäume. Entsprechende Dankbarkeit kommt daher auch auf, wenn man auf Seite 142 von ebenjener „Chambers-Spule" liest.
Doch dieses Wohlwollen verfliegt schnell, wenn man bemerkt, dass dieses Werk seinem filmischen Zwillingsbruder an dämlicher Übersetzung in nichts nachsteht - und damit meine ich noch nicht einmal die kleinen Abweichungen, die entstehen, wenn man die Übersetzung des Filmes und die des Buches in unterschiedliche Hände legt.
Natürlich hören sich Sätze wie „es war die schönste, es war die schlimmste Zeit.“ (S. 28), „Rache ist ein Gericht, das kalt serviert werden muß.“ (S. 141) oder „Die Bedürfnisse der vielen...“ „... sind wichtiger als die Bedürfnisse der wenigen“ (S. 222) im ersten Moment irgendwie fremdartig an, doch darüber kann man irgendwie hinwegsehen.
Viel schlimmer muten die merkwürdigen Formulierungen wie „Eintragung“ (S. 7), „[...] Raum auf Alpha Ceti [...]“ (S. 29) oder der Satz „Wer hat den verdammten Lift festgehalten?“ (S. 94) an. Ebenso deutliche Übersetzungschnitzer lassen sich auch in Wörtern wie „biologische Daseinsformen“ (S. 33) oder merkwürdigen Übertragungen wie „Kollektores“ (S. 14) „Manuale“ (S. 85) und „Materia“ (S. 216) erkennen. Andere Begriffe erfahren erst gar keine Übernahme ins Deutsche, wie etwa „Starfleet“ (S. 10) oder „Starship-Captain“ (S. 186), während Bezeichnungen wie „Klaxon“ (S. S. 11), „romulanisches Bier“ (S. 39) oder „Lande-Kommando“ (S. 60) dem bekannten Star-Trek-Jargon offen widersprechen. Auch die Übersetzung eines englischsprachigen Schiffsnamens (vgl. S. 63) und die falsche Verwendung von „Transmitter“ (S. 157, S. 166, S. 214 etc.) statt 'Transporter' nerven gehörig.
Wer jetzt denkt, dass das schon allein eine echte Belastung ist, dem sollte der schlimmste aller Übersetzungsfehler ans Herz gelegt werden. Die vielen kleinen orthografischen Fehler sind das wirklich haarsträubenste an diesem Roman – und dabei meine ich noch nicht einmal Fehler wie „rethorisch“ (S. 18) oder „Pfeisignal“ (S. 66).
Viel mehr schlampte der Übersetzer Hans Maeter und mit ihm das Lektorat gehörig bei den zahlreichen Eigennamen, denn so ziemlich jeder von ihnen wird im Laufe des Buches irgendwann einmal falsch geschrieben.
Aus 'Saavik' wird da schonmal „Assvik“ (S. 13), aus 'Kirk' „Krik“ (S. 64), aus 'Grenni' „Genni“ (S. 145) und aus 'Carol Marcus' „Carol Magnus“ (S. 199) – um nur einige Beispiele zu nennen. Besonders auf den Captain der „Realiant“ (S. 203) muss es Maeter abgesehen haben, denn der nun wirklich nicht allzu komplizierte Name erscheint in den Varianten „Terrence“ (S. 31), „Terretts“ (S. 58) oder „Terrels“ (S. 169) – ein wahres Armutszeugnis für gründliche Arbeit, denn die Brücke von 'Khan' auf „Kahn“ (S. 147) zu schlagen, ist zwar irgendwie lustig, doch mitnichten angebracht.

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Khan! Kann! Kaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahn!


Anachronismen: Während des Lesens stellt sich ein Gefühl verdammt oft ein: Man liest die Beschreibungen einer bestimmten Szene und fragt sich immer wieder „War das im Film nicht ganz anders?
Und ob! So war die Ratte auf der Regula-I-Station eher schwarz (vgl. S. 159), Kirk erkennt David erst im Inneren des Planetoiden (vgl. S. 168) und Kirk hat keine Blumen im Haar, als er zurück auf sein Schiff gebeamt wird (vgl. S. 192).
Allerdings fallen diese stets vernachlässigungswürdigen Details nicht weiter ins Gewicht. Viel eher erwecken jene Szenen ein Gefühl des Verlustes, die nicht zu sehen sind, obwohl sie einen Brücke zu anderen, folgenden Filmen schlagen. So fehlt nicht nur der Moment, in dem Spock Pille die Hand auflegt, um ihm seine Katra aufzubürden, sondern auch jene Einstellung, in der Kirk Saavik von seiner Lösungsvariante für den Kobayashi-Maru-Test erzählt, und dabei einen Apfel verspeist.
Ebenjener Apfel schlägt nämlich in Abrams elften Star-Trek-Kinofilm eine Brücke diesem Ereignis, indem Kirk in Verneinung der Ernsthaftigkeit jener Situation während seines Tests selbiges Kernobst verspeist.

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Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß:
An dem Tage, da ihr davon esset, werden Eure Augen aufgetan, und Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.


Dennoch bietet dieses Buch doch noch die ein oder andere Ranke zur Handlung des 2009 erschienenen Films aus, denn Kirks Statement, dass er dabei „[...] fast von der Akademie geflogen wäre“ (S. 190) stimmt ebenso, wie die Informationen, dass ein Klassenkamerad die Manipulationen vornahm (vgl. S. 190f.) und dass Kadett Kirk diesen Charaktertest vor seinem grandiosen Sieg bereits zwei mal ablegte (vgl. S. 191).
Daneben gibt es aber auch noch einige andere Passagen, die auf erstaunliche Weise auf den letzten TOS-Film referieren. Sulus Versetzung als Captain auf die Excelsior (vgl. S. 64) wird nämlich ebenso wir die an Peter Pan angelehnte Kurswahl Kirks (vgl. S. 236) erst im sechsten Kinofilm "Das unentdeckte Land" zum Faktum.
Doch mein beliebtester Spruch aus Star Trek II „Der Zorn des Khan“ bleibt immer noch die Aussage des Admirals „Aber wir sind das einzige Schiff im Quadranten!“.
Egal, ob im Alpha- oder Beta-Quadranten – das ist ziemlich wenig und der Begriff „Sternenflotte“ wirkt irgendwie etwas deplatziert, wenn das stimmen sollte.
Das muss sich auch McIntyre gedacht haben, denn in der dementsprechenden Szene ist nicht mehr von einem Quadranten, sondern einem „Oktanten“ (S. 98) die Rede – also keinem Viertel der Milchstraße, sondern nur einem Achtel. Nun, das wirkt schon etwas glaubwürdiger, auch wenn es noch immer ganz schön wenig ist.
Klassisch ist auch der ganz große Anachronismus des Filmes. Obwohl Walter Koenig erst zur zweiten Staffel TOS zur regulären Crew der USS Enterprise stieß, kann sich Chekov an ihn „[...] mit aller Klarheit erinnern [...]“ (S. 52). Aber um Ausreden ist man ja nicht verlegen, wenn es darum geht, die vielen Widersprüche bei Star Trek aufzulösen. So wird spekuliert, dass Chekov zwar schon auf der Enterprise diente, jedoch noch nicht zur Brückencrew gehörte. Am einleuchtendsten ist in diesem Zusammenhang wohl Koenigs eigene, oft auf Conventions geäußerte Erklärung:

„[...] sein Charakter ließ Khan bei dessen Besuch auf der Enterprise übermäßig lange darauf warten, dass das Badezimmer frei würde, und daher behielt Khan sein Gesicht in so guter Erinnerung.

[Frei nach dem englischsprachigen Memory-Alpha.Artikel zu „Der Zorn des Khan“ übersetzt]

Zu den Mythen des Star-Trek-Universums gehört hingegen, dass Joachim der gemeinsame Sohn Khans und Marla McGivers Sohn sei. Obwohl oft behauptet, findet sich zu dieser Konstruktion keinerlei Beleg – eher im Gegenteil, gleich mehrere Stellen implizieren, dass dies nicht der Fall sei (vgl. S. 85, S. 137. S. 142 oder S. 204).
Ganz besonders fern von allen Star-Trek Idealen ist die Figur Peter Preston. Als so eine Art früher Wesley Crusher weckt der juvenile Offizier oft Antipathiegefühle. Besonders die Tatsache, dass er erst 14 Jahre alt sein soll (vgl. S. 67) erinnerte eher an Kindersoldaten in Afrika oder die Hitlerjugend in den letzten Monaten des zweiten Weltkrieges, als an einen Sprößling einer zukünftigen Menschheit, die aus den offensichtlichen Fehlgriffen ihrer Vergangenheit gelernt hätte.
Wie bereits in „Das Schlachtschiff“ angemerkt, sind Schiffe der „Galaxis-Klasse“ (S. 63, oder auf Englisch „Galaxy-Class“) ihrer Zeit etwas voraus, denn Schiffe dieser Reihe tauchen eigentlich erst bei Captain Picard in TNG auf.

Fazit: Die Novellisation des zweiten Star-Trek-Kinofilms „Der Zorn des Khan“ kann in erster Linie mit dem zusätzlichen Platz punkten, der den interessanten Nebencharakteren nur hier geboten wird. Doch die Gratwanderung zwischen präziser Knappheit und angemessener Ausweitung gelingt nicht, und somit steht dieses Buch rasch im Widerspruch zum gut gekürzten filmischen Vorbild.
Der große Haken des Werkes bleibt allerdings die schlampige deutsche Übersetzung, die völlig lieblos heruntergeschrieben wurde und mit einer katastrophalen Fehlerquote aufwartet, die selbst unter den Star-Trek-Büchern ihresgleichen sucht.

Denkwürdige Zitate:

Ich bin Starfleet-Offizier und kein Theater-Kritiker.
Kirk zu Pille, S. 17

Sie müssen lernen, Pille. Wir können die Zügel nicht ewig halten. Im Kosmos herumzugaloppieren ist ein Sport für die Jungen.
Was soll denn das heißen?
Kirk und McCoy, S. 19

Lenin selbst hat einmal gesagt: 'Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit'.
Kommen Sie! Und außerdem war das von Shakespeare.
Chekov und Terrell, S. 45

Bewertung:

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Tiefste Provinz.

Weiterführende Leseliste:


Star Trek I: Der Film
Star Trek II: Der Zorn des Khan
Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock
Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart
Star Trek V: Am Rande des Universums
Star Trek VI: Das unentdeckte Land
Star Trek VII: Generationen
Star Trek VIII: Der erste Kontakt
Star Trek IX: Der Aufstand
Star Trek X: Nemesis
Star Trek XI: Star Trek (2009)
Star Trek XII: Into Darkness

2 Kommentare:

  1. Ich fand den Film total toll, nicht zuletzt wegen Kirstie Alley. Ich habe das Buch mal gefangen, aber über das erste Drittel bin ich noch nicht hinaus.

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  2. Tja ... Mittlerweile habe ich das Buch und mir kräuseln sich bei dem Lektorat echt die Fußnägel. Boah, welcher Depp war das? So viele Fehler in einem Text habe ich zuletzt in der 6. Klasse beim Diktat gesehen ...

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